Inhalt

Geschichte


Geschichtliches

Als im Jahre 1927 westlich von Heyersum Reste einer größeren Grabanlage gefunden wurden, konnte man damit sicher auf eine Besiedlung dieser Gegend in der Zeit zwischen 5.000 und 3.000 vor Christus schließen. Auch östlich von Heyersum, am Südhang des Mühlenbergs, wiesen Funde darauf hin, dass an dieser Stelle eine jungsteinzeitliche Siedlung existiert hat. Das hohe Salzaufkommen im Wasser der Heyersumer Quellen kann als sicher ausschlaggebend für eine frühe Besiedlung angesehen werden, denn Salz war schon zu Urzeiten ein wichtiges Gut und beliebtes Tauschobjekt. Dass die Heyersumer schon früh in der Lage waren, ihr salzhaltiges Wasser zu verdichten und zu sieden, zeigt ein Depotfund, den Waldarbeiter 1880 am Waldrand machten. Man vermutet, dass hier ein Händler seine Waren vor etwa 4.000 Jahren vergrub.

Namentlich erwähnt wird Heyersum erstmals in einem Güterverzeichnis des Michaelisklosters aus dem Jahr 1022. In diesem wird Grundbesitz in einigen Orten der Gegend und auch in Hoiereshem genannt. Die Endsilbe hem ist dabei mit Heim zu übersetzen und war im Hildesheimer Raum häufig verbunden mit einem Namen, in diesem Fall mit dem Namen Hoier. Demnach war dieser Ort damals Hoiers Heim. Er wandelte sich im Laufe der Jahrhunderte jedoch mehrfach bis zum heutigen Heyersum.

Sein Wappen trägt Heyersum seit 1938. In einem grünen Schild, der durch einen aufsteigenden goldenen Winkel geteilt wird, stehen rechts und links nach außen gerichtete Salzhaken in Silber. Mit diesen Wappenzeichen erinnern die Heyersumer nicht nur an ihre fruchtbaren Ackerflächen und die Bedeutung der Salzquellen, sondern auch an eine ehemals auf dem Mühlenberg gelegene Gerichtsstätte, den Gohe zum güldenen Winkel.

Heyersum ist ein Ort mit dörflichem Charakter. Von den ursprünglich am Ort ansässigen Geschäfts- und Gewerbebetrieben existiert heute nur noch eine Tischlerei.

Heyersum gehört mit neun weiteren Ortsteilen zur Gemeinde Nordstemmen und hat gut 900 Einwohner. Am südlichen Ortsrand verläuft die alte Reichsstraße, die heutige Bundesstraße 1, über die die Nachbardörfer Burgstemmen, Mahlerten und Groß und Klein Escherde und in östlicher Richtung Hildesheim erreicht werden können. Eine direkte Verbindung zum Gemeindemittelpunkt Nordstemmen besteht über die Kreisstraße 507 innerhalb weniger Minuten. Hier und im nahe gelegenen Hildesheim erledigen die Heyersumer ihre täglichen Einkäufe.

Südlich des Dorfes erhebt sich als Naherholungsgebiet der Hildesheimer Wald.


Historische Baulichkeiten

S.-Mauritius Kirche

Zu finden: Martin-Luther Platz

Zum Besitz des St.-Mauritius-Klosters (Mauritius = dt. Moritz) in Hildesheim gehörten nach einer Besitzbestätigung durch Bischof Bernhard aus dem Jahr 1051 neben drei weiteren Kirchen und zwei Kapellen auch die Kirche von Heyersum. Diese Verbindung ist sicherlich der Grund dafür, dass diese Kirche ebenfalls unter den Schutz des Heiligen Mauritius gestellt wurde. Auch in einem Register von 1481 werden im Zusammenhang mit den Besitztümern des Mauritiusstifts auf dem Moritzberg die Kirche in Heyersum sowie deren Tochterkirche in Mahlerten erwähnt.

Zur Zeit der Hildesheimer Stiftsfehde bleibt St. Mauritius trotz reformatorischer Neuordnungen zunächst katholisch. Erst 1543 wird hier die evangelische Gottesdienstordnung eingeführt.

Die Entstehung des heutigen Kirchengebäudes wird auf die Zeit um 1250 geschätzt. Der älteste Teil der Kirche ist der Altarraum, das Fenster hinter dem Altar hat noch die ursprüngliche romanische Form, seine farbliche Gestaltung erhielt es jedoch erst 1953 durch den Hamburger Künstler Claus Wallner. Es zeigt den auferstandenen Christus, links und rechts von ihm zwei schlafende Wächter. Vermutlich hatte das Hauptschiff ebenfalls romanische Fenster, sie wurden aber im Rahmen einer Renovierung um 1736 im klassizistischen Stil vergrößert. Bei Renovierungsarbeiten der Außenmauern stieß man auf zwei unter Putz liegende romanische Fensteröffnungen in der Südwand der Kirche, von denen eines nach Abschluss der Arbeiten in seinen Konturen sichtbar geblieben ist.

Seinen heutigen Turm hat die Mauritiuskirche erst seit 1836, wie die Inschrift über der einzigen und im Westen liegenden Tür bestätigt. Die alten Glocken der Kirche sprechen aber dafür, dass St. Mauritius zumindest im 15. Jahrhundert einen Kirchturm hatte, der aber möglicherweise neben der Kirche stand, denn in einer Urkunde aus der Zeit des Neubau heißt es: Dem turmlosen Schiff wurde ein Turm vorgesetzt und ein Mauerverbund zwischen Kirchenschiff und Turm lässt sich nicht erkennen. Die beiden Kirchenglocken aus dem 15. Jahrhundert und von 1645 haben die Weltkriege überstanden und wurden 2015 restauriert.

Den Innenraum des Kirche betritt man durch die erwähnte Tür im Kirchturm. Der Boden des Turmraumes ist ausgelegt mit mehreren alten Grabplatten, die nur bei geöffneter Turmtür gut zu betrachten sind. Eine dieser Steinplatten ist der Grabstein von Heinrich Schlote, der von 1666 bis 1690 Pastor in Heyersum war.

Im Inneren der Kirche wurde die gerade Holzdecke im 15. Jahrhundert durch eine Gewölbedecke ersetzt. Der Altar ist ein steinerner Opfertisch und gehört vermutlich schon von Beginn an zur Mauritiuskirche. Er enthält Weihekreuze aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Im Laufe der Jahrhunderte wurde dieser Altartisch durch einen barocken Hochaltar erweitert. Dieser wurde im Zuge einer großen Renovierung zwischen 1828 und 1836 durch einen klassizistischen Altar abgelöst, welcher jedoch mit der Neugestaltung des Kirchenraums wieder entfernt wurde. Der durch alle Zeiten unveränderte Altartisch wurde erst 1953 durch ein Kruzifix des Hamburger Künstlers F. Fleer und einen Taufstein ergänzt. Zu den wertvollsten Stücken von St. Mauritius gehören ein Altarleuchter von 1586 und ein weiterer, eine Kopie des ersten von 1738. Ebenfalls aus diesem Jahr stammt der kleine Kronleuchter zwischen Kanzel und Taufstein.

Die Kanzel, die in der Heyersumer Kirche schon an unterschiedlichen Stellen gestanden hat, hat ihren Platz seit 1952 links vorn im Chorraum. Im selben Jahr wurde auch die bis an den Altarraum reichende barocke Empore verkürzt.

Eine Orgel wird bereits im Jahr 1675 erwähnt. Das heutige Instrument stammt aus dem Jahr 1724, wurde aber mehrfach umgesetzt und umgebaut und zuletzt 1964 vollkommen erneuert.

Links neben der Orgel und von unten aus dem Kirchenraum kaum zu sehen hängt ein Gemälde von Oscar Wichtendahl (link zu 1.4), einem Hannoveraner Künstler, der dieses Gemälde etwa zur Jahrhundertwende 1899/1900 schuf und der Kirchengemeinde anschließend überliess. Das Bild, das den Titel „Jesus über Heyersum“ trägt, zeigt Christus als Schützer des Ortes. Der Turm der Kirche und die Heyersumer Saline, die Wichtendahl 1900 gekauft hatte und deren Gartenanlage er neu gestaltete, sind bei genauer Betrachtung zu erkennen. Durch den Kontakt zur Kunsthistorikerin Anne Kehrbaum liess sich 2019 ein Zusammenhang zwischen dem Heyersumer Gemälde und dem Altarbild der Markuskirche in Hannover herstellen, das ebenfalls von Wichtendahl für diese Kirche geschaffen wurde und bei dem er das Bildmotiv paktisch kaum variierte. Es ist zu vermuten, dass das Heyersumer Gemälde als Vorlage für das Altarbild der Markuskirche diente.

Altes Pfarrhaus

Zu finden: Martin-Luther Platz

Biegt man in Heyersum von der Gronauer Straße in die kleine Straße Martin-Luther-Platz ab und folgt dieser geradeaus, so stößt man am Ende auf das alte Pfarrhaus. Es wurde 1847 gebaut und ersetzte das an gleicher Stelle stehende, strohgedeckte und baufällig gewordenen Vorgängergebäude.

Erhalten geblieben ist die dazugehörende Scheune von 1730. Seit im Jahre 1928 der damals in den Ruhestand versetzte Pfarrer aus dem Pfarrhaus auszog und die Pfarrstelle in Heyersum 1931 aufgehoben wurde, ist das Obergeschoss vermietet, das Untergeschoss wird von der Kirchengemeinde genutzt.

Altes Schulhaus

Zu finden: Martin-Luther Platz

Die Gründung von Volksschulen, in denen man im Gegensatz zu den schon vorher bestehenden Lateinschulen in deutscher Sprache unterrichtete, wurde durch die Reformation eingeleitet. Die Lehrer dieser Schulen hatten immer auch gleichzeitig das Amt des Küsters inne. In Heyersum sind die Namen dieser Lehrer von 1645 an lückenlos bekannt. Unterricht fand im Wohnhaus des Lehres statt. Das alte Schulhaus aus rotem Backstein neben der Kirche war ein Erweiterungsbau zum damaligen Lehrerhaus mit einem Schulzimmer und wurde von 1886 bis 1954 als genutzt. Zusätzlich entstand 1951 ein weiteres Gebäude mit einem Klassenraum am Martin-Luther-Platz gegenüber der Tischlerei Hamelmann. Die dritte und letzte Schule wurde 1969 mit zwei Klassenräumen am Schmiedekamp eingeweiht und ersetzte die beiden anderen Schulzimmer. Am 1. März 1972 wurde die selbständige Volksschule Heyersum jedoch aufgelöst. Die Dorfkinder besuchen seitdem die Grundschule im Gemeindezentrum Nordstemmen und das mittlerweile renovierte Schulgebäude wird heute als Kindergarten genutzt.

Das alte Lehrerhaus neben der Kirche, ein Fachwerkhaus in der damals üblichen Form eines Bauernhauses, gibt es nicht mehr. Es wurde im März 1981 abgerissen. Die alte Schule von 1886 ist heute Dorfgemeinschaftshaus und das zweite Klassenzimmer ein privates Wohnhaus.

Hof Bauermeister

Zu den ältesten landwirtschaftlichen Betrieben in Heyersum gehört der Hof Bauermeister. Schaut man zurück in seine Geschichte, so findet man im 18. Jahrhundert den prominenten Namen von Brabeck, den man im Landkreis Hildesheim z.B. auch im Zusammenhang mit dem Barockschloss in Söder kennt.

Angehörige der von Brabecks aus Westfalen kamen im 17. Jahrhundert nach Hildesheim und bekleideten hohe geistliche und weltliche Ämter, hatten aber auch ein ausgeprägtes Interesse an industriellen Unternehmungen. Sie waren beispielsweise im Besitz eines Kupferwerks und einer Kupferhütte bei Olpe, eines Kohlebergwerks in Mehle, den Eisenhütten in Dassel und Dörnten und auch der Saline in Heyersum.

Da die katholische Familie von Brabeck die Gottesmutter besonders verehrte, stellte sie ihr Schloss in Söder und viele ihrer Besitztümer durch das Anbringen von Madonnentafeln unter den Schutz Marias.

Der Entwurf der Madonnentafeln stammt aus der Werkstatt der berühmten Barockschnitzerfamilie Düringer und zeigt die Madonna mit Kind in einem Strahlenkranz und die Inschrift Subtuum praesidium (lat. für Unter deinem Schutz) sowie das Wappen der von Brabecks mit drei Wolfsangeln und das der Ehefrau Freiin F. von Kerckrink.

Das Madonnenbild von Söder wurde später nach einer Restaurierung in Sarstedt am dortigen katholischen Pfarrhaus angebracht, andere Tafeln findet man aber noch heute u.a. in Mehle und Dörnten, an einem Gebäude der Saline in Heyersum, aber auch an der Außenwand des Wohnhauses Bauermeister.

Das Madonnenbild am Hof Bauermeister unterscheidet sich vom ursprünglichen Erstentwurf jedoch in einer Einzelheit. Anstatt der beiden Wappen sind hier die Jahreszahlen 1731 und 1761 zu lesen, die sich folgendermaßen erklären lassen:

Im 18. Jahrhundert war der Hof im Besitz der Familie von Brabeck. Diese verkaufte ihn 1731 an J.H.Sander aus Algermissen und 1761 wiederum übernahm den damals hochverschuldeten Köterhof dessen Schwiegersohn Johann Christoph Bauermeister. Aus den Aufzeichnungen von Clemens Ferdinand Bauermeister geht hervor, dass es sich bei dieser Tafel nicht um einen Erstabguss handelt, sondern dass die Familie für diesen Hof in Heyersum zum Andenken an den Jahrhundertwechsel und an das Jahr der Erwerbung des Stammhofes ein Votivbild anfertigen ließ. Das Bild wurde von dem auf hiesiger Saline befindlichen in der Eisengießerei Elze 1901 abgegossen.


Spuren von historischen Produktionsstätten

Saline

Zu finden: südlich von Heyersum, an der L480 zwischen Heyersum und Gronau. Einfahrt etwa in Höhe des Friedhofes.

Um keine falschen Hoffnungen zu wecken, sei gleich zu Beginn gesagt, dass das Salinengelände von Heyersum nicht zu besichtigen ist. Seit Schließung der Saline im Jahre 1876 sind Grundstück und Gebäude im Privatbesitz. Dennoch soll an dieser Stelle über die Saline berichtet werden, denn sie war in Heyersums Vergangenheit von großer Bedeutung.

Schon die ersten Bewohner der Gegend entdeckten vor etwa 7.000 Jahren den Salzgehalt der Quellen bei Heyersum und waren in der Lage, mittels Tongefäßen, die man schließlich im 20. Jahrhundert in den Ackerböden südlich des Ortes fand, Salz zu gewinnen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde Salz überall zu einem begehrten Handelsartikel und es entwickelte sich ein ganzes Handelsnetz mit den dafür notwendigen Handelsstraßen. Mit seiner hervorragenden Lage an der alten Reichsstraße wurde der Salzhandel um Heyersum sehr begünstigt.

Ende des 16. Jahrhunderts wurde in der Saline Heyersum Salz in großen Pfannen gewonnen. 1616 arbeitete man mit zwei und wenige Jahre später bereits mit drei Pfannen. Während des Dreißigjährigen Krieges kam die Salzproduktion zum Erliegen, aber 1643 ließ der neue Eigentümer, der Bischof von Hildesheim, die Saline wieder aufbauen und nahm den Betrieb wieder auf. 1690/91 wurde sie auf die Freiherren von Brabeck übertragen und blieb bis 1815/16 in ihrem Besitz. Noch heute erinnert ein 1741 am Herrenhaus angebrachtes Madonnenbild mit den Wappen der Familie von Brabeck an diese Zeit. Der Schwiegersohn des letzten von Brabeck, Graf von Stolberg, übernahm nach dessen Tod die Saline und führte sie bis 1855. Da er keine Nachkommen hatte, verkaufte er sie an Ingenieurmajor Witte. Witte führte im Auftrag von Königin Marie von Hannover von 1857 bis 1864 die Aufsicht über den Bau und die Finanzierung der Marienburg und blieb ihr in schlechter Erinnerung, denn im Zuge seiner Tätigkeit als Bauleiter veruntreute er mehrfach große Geldbeträge.

An den beiden Säulen links und rechts der Einfahrt zu seinem Besitz in Heyersum hinterließ er in geschwungener Form ein W für den ersten Buchstaben seines Namens und darüber hinaus genaue Aufzeichnungen zu Größe und Betrieb der Saline. Sie hatte zu dieser Zeit zwei Solbrunnen und zwei Gradierwerke. In diesen Gradierwerken wurde der Salzgehalt der Sole (salzhaltigen Wassers) in mehreren Arbeitsschritten bis zu einem Salzgehalt von 8-12% veredelt. Anschließend wurde die Sole im Siedehaus erhitzt. Bis zur Kristallisierung des Salzes vergingen 3 bis 4 Tage, der gesamte Siedeprozeß dauerte damals eine Woche.

Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Salzgewinnung unter Tage in Bergwerken an Bedeutung gewann, stellten die Salinen aus Rentabilitätsgründen ihren Betrieb ein. In Heyersum beendete man die Salzproduktion im Jahre 1876.

Das gesamte Grundstück wurde 1900 an den Künstler Oscar Wichtendahl aus Hannover verkauft und wurde bis vor wenigen Jahren von seiner Familie privat genutzt. Wichtendahls künstlerischer Schwerpunkt lag in der Schaffung von Wandgemälden in Kirchen, aber auch repräsentativen öffentlichen Gebäuden. Für die Kirche in Heyersum gestaltete er ein Altarbild, das heute neben der Orgel hängt. In der St. Bartholomäus-Kirche im Nachbarort Mahlerten nahm Wichtendahl Restaurierungs - und Ergänzungsarbeiten vor.